14. Weltkriege und Nationalsozialismus
Der Erste Weltkrieg und die Krise der 20er Jahre
Am 31. Juli 1914 wurde in Deutschland
der Kriegszustand verkündet. Am 1. August erfolgte die Mobilmachung des
gesamten deutschen Heeres und der Kaiserlichen Marine erfolgen. Einen
Tag später begannen an der deutsch-französischen Grenze die ersten
Kämpfe. In der Ort- und der Schulchronik sind diese Tage genau
beschrieben worden. Sie werden hier leicht gekürzt wieder gegeben:
„Die der Kriegserklärung vorauf
gegangenen Tage waren Tage hochge-spannter Erwartung auch für unser
Dörfchen. So kam denn gar nicht unerwartet am Freitag, den 31. Juli,
nachmittags um 6 Uhr die Erklärung des Kriegszustandes. Fast sämtliche
Ortsbewohner befanden sich auf dem Felde im Kornschnitt, aber auch bis
dahin war in kurzer Zeit die Nachricht gebracht.

Am nächsten Tag, dem 1.August, kam
nachmittags um 4 Uhr der Mobilmachungsbefehl. Fünf Mann aus dem Dorfe
müssen heute schon zur Fahne. Morgens war Generalkommunion für alle
Wehrpflichtigen. Auch an den weiteren Tagen wurden Wehpflichtige
eingezogen. Am 5. August sind es aus Fisch mit dem Rehlinger Hof
insgesamt 32 Soldaten. Bis zum Ende des Krieges ziehen 66 Einwohner von
Fisch ins Feld, 15 kehren nicht mehr zurück.
Im Laufe der folgenden Woche sind zu
Kriegszwecken fünfzehn Pferde und fünf Wagen ausgemustert worden. Nach
allgemeinem Urteil hat die Heeresverwaltung sowohl für die Pferde als
auch für die Wagen ganz angenehme Preise bezahlt.
Der Aufmarsch der Truppen vollzieht
sich außer auf den Eisenbahnen auch über Land. Stark benutzt wird der
Weg Saarburg-Kahren-Merzkirchen-Wincheringen-Wormeldingen und der über
Tawern-Onsdorf-Söst-Wincheringen-Wormeldingen. Von Fisch aus werden bei
starker Hitze Wagenladungen mit Brot, Fleisch, Milch, Eier und
ähnlichem den Soldaten nach Kahren gebracht.
Am 13. August erhält der Ort
Einquartierungen und zwar das Pferdedepot 2 – XVIII. Armee¬korps mit 107
Mann und 120 Pferde, die nach fünf Tagen abrücken. Für das Rote Kreuz
und den vaterländischen Frauenverein wurden in Fisch gesammelt: 144,50
Mark und 2 große Wäschekörbe voll Leinen nebst Branntwein, Wein und
Fruchtsäften.
Unter dem Datum 1.September heißt es:
Seit dem der Aufmarsch der Truppen beendet ist, ist es hier
verhältnismäßig ruhig. Allerdings kann man fast jeden Tag deutsche wie
auch feindliche Flugzeuge beobachten und kein Tag vergeht, an dem man
nicht den Donner der Geschütze mehr oder weniger deutlich hören kann.
Etwas ungemütlich wurde es manchem Ängstlichem, als die schweren
Geschütze bei der Beschießung von Longwy erdröhnen. Mitte Oktober wurde
durch den Lehrer eine Jugendwehr mit 18 Mitgliedern eingerichtet.
1915 findet in der Zeit vom 1. bis 5.
Februar die Aufnahme sämtlicher vorhandener Brotgetreidevorräte und
Hafers statt. Mit dem gleichen Zeitpunkt galten diese Vorräte als
staatlich beschlagnahmt. Brotgetreide darf an Vieh nicht mehr, Hafer nur
an Pferde in täglichen Mengen von höchstens drei Pfund verfüttert
werden. Auf den Kopf der Selbstversorger, zu denen fast sämtliche
Einwohner zählen, dürfen monatlich nicht mehr als neun Kilogramm
vermahlen werden. Das Getreide muss zu 80 Prozent vermahlen und in das
Brot ein bestimmter Prozentsatz Kartoffel- oder Kartoffelmehl
eingebacken werden. Erstmals rufen diese Maßnahmen eine Missstimmung im
Dorf hervor.

Die landwirtschaftlichen Arbeiten des
Jahres 1915 standen ganz unter dem Einfluss des Krieges. Ein Glück war
das äußerst günstige Erntewetter. Bei wechselnder Witterung wären die
wenigen Arbeitskräfte der Arbeit nicht gewachsen gewesen. Heu- und
Grummeternte können als Mittel bezeichnet werden und gingen dank äußerst
günstiger Witterung schnell vorüber. Auch bei der Getreideernte konnte
eine Arbeitskraft mit demselben Erfolg arbeiten, wie in schlechten,
nassen Jahren deren zwei. Die Kartoffelernte war so ergiebig wie noch
selten zuvor. Auch bei dieser war weder Kälte noch Nässe zu beklagen.
Etwas längere Zeit erforderte die ungewöhnlich ergiebige Obsternte, weil
eben auf Bäume klettern sich von allen landwirtschaftlichen Arbeiten am
wenigsten für die Frau eignet.
Dass die Frau den vierspännigen
Kuhwagen mit einer gewissen Meisterschaft führen, gar mit den schweren
Säcken umzugehen lernt, mit einer gewissen Fertigkeit Pflug und Sense zu
führen versteht, das hat der nun hinter uns liegende Sommer zur genüge
bewiesen.
Im Dezember fährt die Schulchronik
fort Der Krieg hat weitere Blutopfer gefordert, eine Reihe weiterer
Leute musste die Landwirtschaft infolge Einberufung fast des ganzen
ungedienten Landsturmes entbehren.
Mitten im Krieg heißt hingegen für
die Gemeinde: Ein besseres Jahr in geldlicher Beziehung hatte Fisch noch
nie. Alle Schulden konnten abgetragen werden, nicht wenige Familien
konnten gar ansehnliche Summen auf die hohe Kante legen und das dank der
hohen Vieh- und Lebensmittelpreise. Der Preis der Pferde ist um mehr
als das Doppelte gestiegen, ein einigermaßen guter Ackergaul bringt
seine 2.000 bis 2.500 Mark ein. Eine auch nur mittelmäßige Milchkuh
kostet 450 bis 500 Mark, ein 8 bis 10 Wochen
altes Ferkel 45 bis 60 Mark. Es ist außerdem keine Seltenheit, dass die
zum Wochenmarkt nach Saarburg gehenden Leute an einem Tage 23 bis 30
Mark einnehmen. Das Dutzend Eier erreichte, ja überstieg im Dezember den
Preis von 3 Mark. Allerdings wurde bei Butter ein Höchstreis von nur
1,85 Mark festgesetzt. Scharfer Käse, Rahm, Hühner und Hähne,
Erzeugnisse des Gartens, alles bringt kaum glaubliche Einnahmen.
In der Jugendpflege stand die
Jugendwehr oben an. Sonntags nachmittags wurde fleißig und unter reger
Beteiligung aller Jungen geübt.
Im Juni 1916 stellt sich wider
Erwarten eine ziemlich starke Kartoffelknappheit heraus. Infolge dessen
musste zu einer neuen Kartoffelaufnahme geschritten und die Bevölkerung
zur Abgabe aller irgendwie entbehrlichen Kartoffeln bewegt werden. Bis
jetzt wurde noch alle geforderten Kartoffelmengen freiwillig abgegeben.
Dem Kreis Saarburg wurde als Versorgungsgebiet der Kreis Mörs
zugewiesen.
In ausgiebiger Weise werden 1916
Soldaten für die Landwirtschaft beurlaubt. Auch Kriegsgefangene Russen
stehen zur Verfügung. Bis jetzt sind in der Gemeinde sieben solcher
Kriegsgefangener, und zwar sechs auf dem Rehlinger Hof und einer in
Fisch eingesetzt.