12. Kriegswirren und französiche Besetzung 1794-1814
Seit den Kriegszügen des Dreißigjährigen Krieges wurde unsere Heimat
immer wieder in Kriegsgeschehnisse verwickelt. Vor allem die Franzosen
fielen immer wieder entlang der Flusstäler oder über den Saargau, die
immer noch als Hauptverkehrsroute dienende Römerstraße benutzend, in das
Trierer Gebiet ein. Fisch hatte, ebenso wie alle anderen Orte entlang
dieser Einfallsstraßen, sicherlich unter den Folgen zu leiden. Dies
waren: Plünderungen, Einquartierungen von Soldaten und Vieh, Zahlung von
Kriegskontributionen, Lieferung von Futter, Zwangsrekrutierungen von
wehrfähigen Männern und Jungen sowie als Folge hiervon unter Hunger und
Seuchen.
Nach den Erfolgen im Dreißigjährigen Krieg begann Frankreich eine
Politik der „Réunion“, d.h. der „Wiedervereinigung“ ehemals als
französisch beanspruchter Gebiete bis zur Rheingrenze. Ein erster Erfolg
war 1670 die Besetzung und der schließliche Erwerb des Herzogtums
Lothringen, das auf dem Saargau nahe an Fisch heranreichte.
Erstmals kam es am 13. August 1675 in unserer Gegend zu einer
größeren Schlacht, als an der Konzerbrücke eine französische Armee
unter Marschall Crequin mit 15.000 Mann vom Saargau kommenden auf
deutsche Truppen unter dem Herzog Karl IV. von Lothringen trifft. Zuvor
hatten französische Reiter in den umliegden Dörfern Heu, Stroh und Hafer
requiriert. Nach der Besetzung der Höhen durch General Grana, können
die deutschen Truppen nach drei Stunden Kampf das Gefecht für sich
entscheiden und ein Vorrücken der Franzosen Richtung Trier verhindern.
Das Gros der französischen Armee wird bis hinter Sierck
zurückgedrängt. Die Masse der einfachen Soldaten fliehen zunächst in den
schützenden Wald und sickern in den nächsten Tagen als Jakobspilger
getarnt über die Römerstraße in die Heimat zurück. Die Landbevölkerung
sieht verblüfft eine ungewohnt große Anzahl von „frommen Pilgern“
Richtung Lothringen ziehen.
Bereits 1684 rücken die Franzosen wieder in unsere Region vor und
besetzen Luxemburg sowie weitere Stützpunkte an der Mosel und Saar, die
zu Festungen ausgebaut werden. 1697 muss Frankreich Luxemburg wieder
räumen.
Im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1713/14) zieht im Juli 1705 ein
holländisch-britisches Heer unter dem Herzog von Marlborough über
Tawern, Onsdorf, Fisch in Richtung Merzkirchen; eine andere Abteilung
durch das Mannebachtal und Körrig auf den Gau. Der Herzog selbst soll
auf dem Rehlinger Hof bei den Warsbergern Quartier genommen haben.
Auch in den Polnischen Erbfolgekrieg (1733-1735) wird unsere Heimat
einbezogen. Im April 1734 zogen 20.000 französische Soldaten unter dem
Befahl des Grafen Belle-Isle von Metz kommend über den Saargau und
besetzten Burg und Stadt Saarburg, schließlich auch Trier. Die
Bevölkerung wurde zur Zahlung nahezu unerschwinglicher Kriegssteuern
verpflichtet. Da die arme Landbevölkerung diese Zahlungen nicht
aufbringen konnten, wurden Vieh und Naturalien beschlagnahmt. Die
Bevölkerung musste wieder einmal die vorbeiziehenden Heere ernähren und
selbst Hunger leiden.
Bei Klausen kam es am 20. Oktober 1734 zu einer Schlacht zwischen dem
Heer der Franzosen und einer Armee unter dem Befehl des kaiserlichen
Generals von Seckendorf. Nach einem eintägigen Gefecht zogen sich die
Franzosen nach Trier, das sie noch bis 1737 besetzt hielten zurück. Eine
große Zahl der Soldaten flüchtete aber nach Frankreich zurück, nicht
ohne die Dörfer ringsumher gründlich zu plündern und auch die Kirchen
nicht zu verschonen. In den Chroniken heißt es, man habe selbst für Geld
kein Brot mehr bekommen, solche Armut hätten die Franzosen
hinterlassen.
Bereits vier Jahre, nachdem der französische General D’Aubigni Trier
an die Kaiserlichen übergeben hatte, fiel Marschall Graf Belle-Isle
erneut in das Trierer Gebiet ein. Die Menschen sollen sich vor Furcht in
den Wäldern versteckt haben. Die Feldern fielen brach und es herrschte
erneut große Not und Hunger. Zwei Jahre verwüsteten die französischen
Truppen das Land, bevor sie 1743 wieder abzogen.
Auch während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) wiederholte sich
das traurige Spiel. Diesmal zogen französische Truppen unter der Führung
von Prinz Soubise und Marschall D’Estrécs über den Saargau nach Trier
und weiter bis an den Rhein.
Nach der Revolution in Frankreich 1789 musste sich die junge Republik
gegen eine Allianz der umliegenden Staaten behaupten. Am 20. April 1792
hatte das revolutionäre Frankreich Österreich, zu dem auch das
Herzogtum Luxemburg und damit auch Fisch gehörte, den Krieg erklärt.
Gemeinsam mit Preußen rückten die Österreicher gegen Frankreich vor. Die
Preußen überschritten die Saar über die Konzer Brück und die Dörfer des
Saargaus hatten wieder unter Einquartierungen und Fouragelieferungen zu
leiden.
Nach der verlorenen Schlacht bei Valmy zogen sich die verbündeten
Österreicher und Preußen auf dem selben Weg wieder nach Deutschland
zurück. Die Franzosen, die infolge der Revolution eine Volksarmee
gebildet hatten, folgten den Truppen. Im Dezember 1792 kam es bei Tawern
und Merzkirchen, später bei Wawern und zuletzt bei Onsdorf zu Kämpfen.
Dabei wurde unter anderem auch das alte Helenenkreuz bei Bilzingen und
die Kapelle in Kümmern zerstört. Die Fischer Kapelle soll von den
„gottlosen Jakobinern“ verschont worden sein.
Am 20. Dezember 1792 zogen sich die Franzosen Richtung Sierck zurück.
Dabei sollen sie den Bewohnern des Saargaus zugerufen haben: „Wir
kommen zurück!“ Um auf den neuen Angriff der Franzosen vorbereitet zu
sein, ließ der letzte Trierer Kurfürst, Clemens Wenzelslaus, durch die
Landbevölkerung Schanzen und Artillerie¬stellungen anlegen. Eine dieser
Wehranlagen ist noch heute gut auf einer Höhe zwischen Bilzingen und
Merzkirchen erkennbar.
1794 kehrten die französischen Truppen tatsächlich zurück. Nach
Gefechten und der Eroberung der Pellinger Schanzen Anfang August konnten
sie am 9. August siegreich in Trier einziehen und besetzten bald das
gesamte linksrheinische Gebiet. 20 Jahre sollten die Periode der
französischen Besetzung und die Eingliederung in das französische
Staatsgebiet dauern.
Fisch als Teil Frankreichs
Die Franzosen gingen alsbald dazu über, die Verwaltung der neu
besetzten Gebiete zu übernehmen. Bereits 1790 hatte man Frankreich in
Departements eingeteilt. Diese Verwaltungsgliederung wurde nun auch in
unserer Region eingeführt, wobei sich die neuen Herren an den ehemaligen
Zugehörigkeiten der Orte zu Luxemburg bzw. Trier orientierten. Alle
ehemals Trierischen Orte des Kreises Saarburg wurden Teil des neuen
Saardepartements mit Trier als Hauptort. Hingegen wurden die Dörfer, die
bisher zu Luxemburg gehört hatten Teil des Wälder-departements. Hierzu
gehörte auch Fisch.

Das Wälderdepartement wurde von einem Präfekten geleitet und
gliederte sich in Arrondissements (Bezirke), denen ein Unterpräfekt
vorstand. Diese warne wieder in Kantone (Ämter) und schließlich in
Mairien (Bürgermeistereien) untergliedert, die mehrere Dörfer umfassten.
Fisch gehörte als Teil der ehemals luxemburgischen Herrschaft
Wincheringen nun zur Mairie Wincheringen, die Teil des Kantons
Grevenmacher im Arrondissements Luxemburg war. Mit dem Friedensschluss
von Campo Formio 1797 trat Österreich offiziell die linksrheinischen
Gebiete an Frankreich ab. Fisch gehörte nun auch völkerrechtlich zu
Frankreich.
Mit der französischen Besetzung 1794 endete auch in Fisch eine ganze
Epoche. Spätestens mit der Einführung des bürgerlichen Rechts (Code
civile) war die Jahrhunderte alte Feudalzeit mit den alten
Herrschaftsrechten zu Ende. Ein einheitliches Rechtssystem für alle
Einwohner, unabhängig welchen Standes, wurde eingeführt. Die Einwohner
Fischs waren nun Bürger eines Staates. Auch in Fisch wurden die Güter
von Klöstern und Stiften säkularisiert, d.h. zur Versteigerung
freigegeben. Ein armer Landmann wird sich wohl kaum an diesen
Versteigerungen beteiligt haben können.
Eine weitere Folge der Zugehörigkeit zu Frankreich war die kirchliche
Neuorganisation, die 1802 nach Abschluss des Konkordats zwischen
Napoleon und dem Vatikan umgesetzt wurde. Alle nun zum Wälderdepartement
gehörten Gebiete wurden dem Bistum Metz zugeschlagen. Dabei wurden von
der Pfarrei Litdorf-Rehlingen die Orte abgetrennt, die nun zum
Saardepartement gehörten. Mannebach und Kümmern wurden somit von der
Pfarrei getrennt. Gegen die Trennung von altehrwürdigem Bistum Trier
regte sich in den Gemeinden Widerstand, doch blieb es bis zur Neuordnung
1821 bei dieser Regelung.
Eine Konsequenz für die Bevölkerung war natürlich auch, dass die
wehrfähige Bevölkerung zu den Fahnen Napoleons gerufen wurde. Auch wenn
keine detaillierten Aufzeichnungen existieren, so ist doch sicher
anzunehmen, dass auch Fischer Männern an den Feldzügen Napoleons in ganz
Europa teilnahmen.